Sonntag, 24. Februar 2008

Wissen: "Die Pathologie des Normalen" (Neuro-Enhancement) (akt. 22.02.2008)

In der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, 28.10.2007, Nr. 43, Seite 80, erschien ein Kurzbericht über einen Vortrag von Prof. Dr. med. Bettina Schöne-Seifert über soziale und psychologische Folgen des Euro-Enhancement (vgl. auch Medikamentation: Psychopharmaka und "life drugs", Stichwort: Vigil):

"Die Pathologie des Normalen - Emanzipatorisches Versprechen oder doch nur Tyrannei der Leistungsgesellschaft?
"Neuro-Enhancement" belebt den alten Traum von einer Optimierung des Menschen.


Von Ariane Breyer

In der Debatte um medikamentöse Leistungssteigerung im Profisport, die in jüngster Zeit von weiteren Enthüllungen noch einmal neuen Schwung erhalten hat, kommt ein besonders sensibler Aspekt unseres Moralbegriffs zum Tragen. Er schlägt sich als Empörung des düpierten Publikums nieder. Doping, so der Vorwurf, verschaffe dem Nutzer unlautere Wettbewerbsvorteile.

Das Unbehagen, das sich nicht zuletzt aus der Angst vor der eigenen Übervorteilung speist, wächst in dem Maße, in dem die biomedizinische Selbstverbesserung auch im Alltag Anwender findet. "Neuro-Enhancement" lautet die schnittige Formel für den außertherapeutischen Einsatz von pharmakologischen Mitteln, um die körperliche oder kognitive Leistung zu steigern. Wegen der gefühlten Unnatürlichkeit derartiger Eingriffe werden Ritalin, Prozac und andere Psychopharmaka oft skeptisch als Speerspitze einer absurden Medikalisierungstendenz betrachtet. Deren Ziel ist es nicht, Kranke gesund, sondern Gesunde noch gesünder zu machen.

Aber hat nicht das Augenmaß der Natur auf skandalöse Art versagt, als sie sich anschickte, Fähigkeiten und Handicaps gerecht unter den Menschen zu verteilen? So betrachtet, könnte im Neuro-Enhancement die Chance auf einen Ausgleich der natürlichen Ungleichbehandlung liegen.

In ihrem Vortrag, den Bettina Schöne-Seifert kürzlich an der RWTH Aachen hielt, untersuchte sie die moralischen Reflexe, die unseren Umgang mit dem Thema "Mind-Doping" strukturieren. Sie leitet das Institut für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin an der Universität Münster. Mit dem Verweis auf das Kriterium der Unnatürlichkeit sei die Frage nach der ethischen Bewertung leistungssteigernder Maßnahmen nicht beantwortet, sagt die Professorin für Medizinethik. Krankheitsbehandlung sei, strenggenommen, per definitionem unnatürlich, denn immer greife sie in den biologischen Verlauf ein: "Die Möglichkeit eines Enhancements außerhalb der klassischen Krankenbehandlung ist daher nicht pauschal als moralisch heikel zu verwerfen."

Biomedizinische Intervention bei Gesunden beginne offensichtlich an der Grenze zwischen Behandlung und Enhancement. Diese Grenze hingegen sei so unscharf wie der Begriff der Krankheit selbst. Ein banales Beispiel, das die Komplexität dieses Problems umso besser illustriert, ist die Altersschwerhörigkeit; eine lästige, aber als normal akzeptierte Begleiterscheinung des Älterwerdens und deshalb nicht zwingend pathologisch. Nun aber leidet der in seinem Hörvermögen Eingeschränkte unter diesem Symptom - liegt jetzt eine Krankheit vor? Wie verhält es sich mit präventiven Maßnahmen, die einer beginnenden Reduktion des Gehörs entgegenwirken wollen? Enhancement oder Therapie?

Fluch und Segen des Enhancements ließen sich, meint Frau Schöne-Seifert, allein an der bislang uneingelösten Zielvorgabe ablesen: der selektiven Funktionsverbesserung ohne medizinische Kosten. Das freilich sei heute, da es keine nebenwirkungsfreien Enhancer gebe, Zukunftsmusik. Geforscht werde mit großer Intensität in diesem Bereich, bietet er der Pharmaindustrie doch die Möglichkeit, auch noch die Gesunden als Zielgruppe zu erschließen. Vorausgesetzt also, das Gedächtnis ließe sich völlig risikofrei stärken, die Aufmerksamkeit steigern, die Stimmung heben und die Methode fände Anklang: Wo müsste die medizinethische Evaluation der Chancen und Risiken einsetzen?

Auf sozialer Ebene sei das Szenario einer Wettbewerbsspirale denkbar, weil der Vorsprung, den sich der Einzelne im Wettbewerb verschafft, nivelliert wird, wenn alle dies tun. Sobald die Einnahme von Mitteln üblich wäre, um das Schlafbedürfnis herabzusetzen - etwa beim Militär oder im oberen Management -, könnte sie auch zu den impliziten Anforderungen des Marktes avancieren. Gleichzeitig würde diese Wettbewerbsspirale die soziale Ungerechtigkeit sogar verschärfen, indem die entsprechenden Medikamente nur den Wohlhabenden zugänglich sind. Oder will man Enhancer krankenkassenfähig machen und damit ein minimales Schlafbedürfnis zum Primärgut?

Das mit steigendem sozialen Druck eng verbundene individualethische Problem betrifft die Frage der menschlichen Autonomie. Die ist dann gefährdet, wenn die Einnahme entgegen der eigenen Überzeugung, aber auf Grund gesellschaftlicher Zwänge akzeptiert wird. Zudem wäre zu überlegen, sagt die Wissenschaftlerin, inwieweit Neuro-Enhancement einen Authentizitätsverlust nach sich ziehe. Verleugnet nicht jeder, der ohne medizinische Indikation Antidepressiva schluckt, um sich "besser als gut" zu fühlen, seinen "natürlichen" Charakter? Wiegt die Treue zum Ich nicht schwerer als das individuelle Befinden? Bettina Schöne-Seifert sieht hinter der ohnehin komplexen ethischen Frage ein ungleich schwierigeres anthropologisches Problem: Was braucht der Mensch eigentlich, um ein gelingendes und glückliches Leben zu führen?"

Literaturhinweis: Bettina Schöne-Seifert, "Pillen-Glück statt Psycho-Arbeit". In: no body is perfect. Hg. J.S. Ach, A. Pollmann. Bielefeld 2006.

Copyright: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Vorschau: geplante Beiträge (22.02.2008)

Geplant bzw. angefangen sind die folgenden Texte zur späteren Veröffentlichung:

1. Der Depressive in der Gesellschaft; wie fühle ich mich in meinem sozialen Umfeld, wie werden Depressive von Gesunden gesehen - soll man sich "outen"?, Depression in Partnerschaft und Familie.
2. Bewährte und in der Praxis anwendbare "Tools" zum Meistern des Lebens.
3. Wissensbeiträge, wenn interessant.
4. Ergänzung Beitrag Medikamentation: "trial-and-error"-Verfahren, Suche nach richtigen Neurologen/Psychiater (ähnlich Beitrag Therapeutensuche).
5. Erfahrungen mit Internet-Foren und Selbsthilfegruppen.

Psychotherapie: 4 Tipps zur Therapheutensuche (akt. 22.02.2008)

Neben der Medikamentation ist Psychotherapie die zweiten Säule einer richtigen Depressionsbehandlung.

Einen "guten" Therapeuten zu finden ist eine höchst subjektive Angelegenheit, zwischen Patient und Therapeut muss "die Chemie stimmen", um erfolgreich gemeinsam die Krankheit bekämpfen zu können. Folgend also meine persönlichen Empfehlungen:

1. Was die fachlichen Qualifikationen betrifft, tendiere ich zu Therapeuten mit Medizinstudium und spezifischer Zusatzausbildung, möglichst promoviert. Die einschlägigen Berufsbezeichnungen sind verwirrend und unübersichtlich, es gibt Dutzende Verbände und (Zusatz-) Qualifikationen, da ist mir ein normaler Arzt mit universitärerer Spezialisierung lieber - es sei denn, man mag zu einem Therapeuten, der 20 Semester in erster Linie sich selbst studiert hat.
Mein jetziger - nicht-medizinischer - Therapeut zeigt aber auch, daß es Ausnahmen gibt.

2. Neben der fachlichen Ausbildung sind bestimmte charakterliche Voraussetzungen - viel mehr als bei anderen Medizinern - erforderlich: Engagement, Pragmatismus und Diskretion. Ich hatte z. B. mit meinem Therapeuten die Vereinbarung, dass ich ihn (resp. den Anrufbeantworter der Praxis) jeden Morgen anrufe, sobald ich mein Tagesprogramm startete. Die arme Sekretärin musste dann eine Liste mit den Daten führen, die bei der nächsten Sitzungbesprochen wurde.

3. Ein guter Therapeut ist wie ein Coach. Je nach Bedarf und Lebensumständen hört er nur zu, oder er gestaltet aktiv das Leben mit dem Patienten. Das kann kleinteilig sein wie bei der Aufstellung eines Tagesplanes oder langfristig in der Entwicklung von alternativen Lebensgestaltungen.
Ich habe mich bei Therapeuten, wo ich stundenlang nur erzählen sollte und der Therapeut unendlich viel Notizen machte - völlig sinnlos, denn sie wurden in späteren Sitzungen nicht verwendet - und mir lediglich ab und zu bedeutungsschwanger zunickte, schnell gegen sie entschlossen (siehe 4. Tipp). Eine gute Therapie ist aktive Zusammenarbeit mit konkreten Zielen.

4. Scheuen Sie nicht den Wechsel, wenn die ersten Sitzungen Sie nicht überzeugen. Gut ist die Regelung der Krankenkassen, sich erst nach 5 Probesitzungen entscheiden zu müssen (ein späterer Wechsel ist aber auch möglich).
Ich habe 2 Therapien gemacht, die 1. bei dem dritten Therapeuten, bei der 2. Therapie habe ich mich bereits für den zweiten Therapeuten entschieden.

Samstag, 23. Februar 2008

Beschreibung einer Depression und derer Symptome, Gegenmaßnahmen (akt. 22.02.2008)

Folgend die Schilderung, wie sich die Depression in meinem Fall manifestiert - es gibt viele unterschiedliche Erscheinungsformen und Symptome.

Allgemeine Beschreibung:
Es ist eine konstante, tiefsitzende, beklemmende Angst, die allgegenwärtig, aber grund- und gegenstandslos ist. Die Intensität variiert zwischen einer lauernden Lähmung und paralysierendem, brutalem Hass.
Die intellektuelle Leistungsfähigkeit reduziert sich auf eine dumpfe Leere - sie "macht dumm". Sie drückt die Persönlichkeit nieder, sie tötet die Fähigkeit zur Freude, sie macht teilnahme-, interessen- und ziellos.
Sie beherrscht mich nicht immer, aber sie ist immer präsent und scheint nur darauf zu warten, auszubrechen.

Einzelheiten/Beispiele zur Veranschaulichung:
1. Bei einem der vielen Medikamentenwechsel (von "Solvex" zu "Elontril") gab es eine befremdliche neue Erfahrung; ich fühlte mich mehrere Tage (innerlich) tot. Äußerlich lief alles seinen Gang. Absolut keine Gefühle, kein Interesse. Neu war, daß ich nichts fühlte, also auch keine Angst oder Panik. Neutralisiert. Immer nur der nüchterne Gedanke: Warum? Warum soll ich aufstehen? Warum soll ich lernen? Warum soll ich reden? Warum essen? Also: Die Frage nach dem Sinn.

2. Zeitweise Angst vor Telefonaten, Angst vor (auch anonymer) Öffentlichkeit - sog. "soziale Phobie".
Meine Maßnahme dagegen war, als es schlimm war, dass ich mir vorstellte, mich in einer Art durchsichtigen Kugel durch die Öffentlichkeit zu bewegen, an der wie bei einer Art Schutzhülle sämtliche Einwirkungen (?) abprallen. Derzeit ist es ausreichend, sich manchmal mit Sonnenbrille und Ohrstöpseln zu "verkleiden".

3. Vereinzelt das sehr erschreckende Gefühl, etwas sehr Schlimmes würde wie eine schwarze Hand von hinten nach einem greifen (Wahnvorstellung).

4. Alpträume; mein derzeitiger Rekord: sechs hintereinander in einer Nacht, unterbrochen durch kurzes Aufwachen. Glücklicherweise erinnere ich mich nur an einen: ich liege wie in der tatsächlichen Situation (Ort, Zeit) im Bett, die Arme wie bei einem auf dem Rücken liegenden Käfer nach oben gestreckt, und kann mich nicht bewegen, außer den Unterarmen, jedoch ist nur minimale kraftlose Bewegung möglich. Der Rest des Körpers befindet sich in einer Totenstarre. Es besteht eine Gefahrensituation. Ich meine mich leise winseln zu hören, da ich verzweifelt versuche, um Hilfe zu rufen. Sehr gruselig.

5. Spontanes emotionales Zusammenbrechen, wie eine Welle mit Wucht über mich hereinbrechend; Verzweiflung, Panik, Weinkrämpfe, Schluchzen. Das kann stundenlang dauern und macht so richtig fertig.

6. Auf Balkonen, Brücken die spontane Lust, herunterzuspringen. Ein Sprung, und nach Sekunden endlich Erlösung.

7. Tatsächliche Tiefschläge dagegen interessieren mich kaum; wie zum Beispiel die Nachricht, definitiv durch das Examen gefallen zu sein. Ich hatte es nicht erwartet, aber damit gerechnet. Auch starke Glücksgefühle habe ich kaum. Äußerlich merkt man mir nichts an, ich nehme am Leben teil, lache, unterhalte mich, interessiere mich für Dinge und Menschen. Das alles ist nicht gespielt, aber nur oberflächlich, das Grundgefühl ist wie oben bei der allgemeinen Beschreibung.

8. Es ist vergleichlich mit einem "Burn-Out-Syndrom", mit dem Unterschied, dass ich nicht an 6,5 Tagen/Woche 15 Stunden täglich arbeite, sondern das normale Leben allein sehr anstrengend und erschöpfend ist. Das Leben selbst kostet viel Kraft.

Gegenmaßnahmen:
Kontrolliertes strukturiertes Verhalten, unterstützt von den genannten Medikamenten. Ich kann die Depression durch befriedigende, d. h. anspruchsvolle Arbeit niederhalten und somit neutralisieren. Gelingt dies nicht, so wächst sie mit Tagesverlauf schleichend an; oder sie wird spontan ausgelöst. Starke Disziplin und starke Medikamente, regelmäßiger Sport.

Mein Traum:
1. Morgens aufwachen und einfach vor nichts mehr Angst haben.
2. Oder körperlos in/unter warmen Wasser schweben. Körperlosigkeit heisst psychisch frei von Angst und Beklemmung, physisch Gegenstandslosigkeit ("wie ein Geist").
3. Manchmal stelle ich mir vor, wie schön es wäre, durch die Luft zu fliegen, alles und jeden betrachten zu können, nichts mehr zu empfinden, also tot zu sein und Abschied zu nehmen.

Medikamentation: Psychopharmaka und "life drugs" (akt. 22.02.2008)

Die erste Säule der Depressions-Behandlung: Medikamentation. Folgend meine Erfahrungen mit den diversen Psychopharmaka, die ich im Laufe der Zeit im "trial and error"-Verfahren gesammelt habe.

1. "Tevilor" (Wirkstoff: Venlafaxin): Ein sehr effektives Psychopharmaka, welches ich - in angepassten Tagesdosen von 35 mg bis 300 mg Venlafaxin - über mehrere Jahre genommen habe. Sehr gute emotionale Verbesserung und Stabilisierung auf relativ hohem Niveau, mit geringen Schwankungen. Ich fühlte mich wie "in weiche rosarote Watte gepackt".
Ein riesiges Problem ist die intellektuelle Beeinträchtigung, ich nenne es - in Anlehnung an den emotionalen Zustand - bildlich gesprochen ein "rosa Rauschen", welches im Kopf vorherrscht, und stark Lernen und Konzentration behindert. Insofern war es für meine Situation (Studium) ungeeignet, was ich viel zu spät gemerkt habe. Im Nachhinein muss ich sagen, dass ich während der Verabreichungszeit von Trevilor wie in einem leichten Rausch lebte, Probleme - aber auch das Leben! - gingen an mir vorüber. Senil grinsend trieb ich durch die Zeit. Insofern ist es eher für Menschen geeignet, die nichts mehr tun müssen und einfach nur "glücklich" sein wollen.
Nebenwirkungen: Benommenheit, Verwirrung, Vergesslichkeit, Erektionsprobleme, starkes Schwitzen und stechender Schweiß- und Uringeruch, erhöhter Puls, schnelle Erschöpfung (beim Sport).

2. 12 mg Reboxitin ("Solvex") zusammen mit 100 mg Modafinil ("Vigil"), letzteres anfangs off-label verschrieben, da es in Deutschland zur Depressionsbehandlung noch nicht zugelassen war: das war ein radikaler Wechsel nach "Trevilor". Ca. 1 Woche nach der Umstellung kam der schlimmste Zusammenbruch, den ich bisher erlebt habe. Und eine beeindruckende Verbesserung der intellektuellen Fähigkeiten, wie ein Erwachen, und als wäre man (wieder) intelligent geworden. Die Beklemmungen gingen leider nicht weg.
Nebenwirkungen: Dauermüdigkeit, was keine unmittelbare Nebenwirkung ist, denn ich schlafe nachts tief und fest - aber zu kurz. Ich springe um fünf Uhr hellwach aus dem Bett und weiß dann nicht so recht, was ich tun soll. Selten gelingt das erneute Einschlafen nach dem Umzug auf das Sofa.

3. Bupropion ("Elontril") wurde in fortschrittlicheren Ländern als Deutschland bereits seit Jahren als Antidepressivum eingesetzt, hier ist es dafür erst seit Frühjahr 2007 zugelassen.
Es zeigt wohl auch unterstützende Wirkung bei Raucherbeendigung und Gewichtsabnahme und ist deshalb - in gleicher Dosierung! - auch als "life-drug" im Handel. Das zeigt wiederum, wie wenig tatsächlich über Depression als Botenstoffstörung bekannt ist. Amüsiert las ich auf dem Beipackzettel: "Es wird vermutet, dass es im Gehirn mit den chemischen Substanzen Noradrenalin und Dopamin in Wechselwirkung tritt. Diese Substanzen werden mit der Entstehung von Depressionen in Verbindung gebracht".
Der gleiche Wirkstoff in derselben Dosierung als Luxusdroge für Raucher, die damit aufhören wollen. Sehr unspezifisch. Also bin ich so etwas wie ein biochemisches Versuchskaninchen; besser aber das als Nichtstun.

4. Mit "Elontril" zusammen mit "Vigil" (Wirkstoff: Modafinil, s. o.) nehme ich nun zwei Medikamente, die auch als "life drugs" eingesetzt bzw. abgesetzt werden. In der "Wirtschaftswoche" stand, daß Manager "Vigil" nähmen, um eine Nacht durchzuarbeiten. Meine Meinung: Was für Weicheier, das geht auch ohne Drogen. Und es ist ein unsportliches Verhalten, weil sie sich dadurch besser machen, als sie sind, während ich es nehme, um "normal" zu sein.
Und von den US-Streitkräften heisst es, sie hätten es an ihre Kampfflieger beim Desert Storm verfüttert. Das wiederum finde ich sehr fortschrittlich. Derartige Maßnahmen würden bei uns zu zahllosen Beschwerden von Soldaten, Anhörung des entsprechendem Beauftragtem im Bundestag und zu einem "Spiegel"-Titelthema führen.
Vergleichlich auch unter Wissen: "Die Pathologie des Normalen" (Neuro-Enhancement)
Mit jeweils 1 Tablette morgen ergab sich keine signifkante positive Wirkung, die Bekemmung war zwar nicht mehr dauerhaft, aber präsent, und ich war emotional sehr unstabil (Verzweiflungs- oder Angstschübe).
Ich habe daraufhin auf die Höchstdosis erhöht (jew. 2 Tabletten), was regelmäßige abendliche Verzweiflungsschübe inkl. Selbstmordgedanken mit sich brachte. Daraufhin Reduzierung auf 2x Tabl. "Elontril" und 1,5 Tabl. "Vigil". Dadurch deutliche Besserung.
Nebenwirkungen ("Vigil" zusammen mit "Elondril"): die ersten vier Wochen dauerhafte - aber nur leichte - Kopfschmerzen flächig im Stirnbereich, manchmal stark und fokussiert auf Nasenwurzelbereich, weiterhin: leichtes Zittern, leichte Übelkeit, pelziges (taubes) Gefühl in der Nase- und Mundpartie, Sehstörungen (Augenschmerzen, Verschwommenheit in der Nähe, "Sternchen" vor blassen Hintergründen), starker Schweiss- und Uringeruch.
- bei hoher Dosierung (s.o.): wie oben, plus Einschlafstörungen, erhöhter Puls und Blutdruck, stärkeres Zittern der Hände, Hände u. Füße "schlafen" schnell ein. Ca. 6 Std. nach Einnahme leichte Hitzewallungen. Selbstmordgedanken.

5. "Tavor" (Wirkstoff: Lorazepam): zur fallweisen Anwendung bei starken Angstschüben (also nur für Notfälle). Ich nehme dann 1/4 bis 1/2 Tablette, meines Wissens entspricht das 0,25 (0,50) mg Lorazepam. Wirkt sehr schnell. Ich vermeide wenn möglich die Einnahme (arg.: BtmG-Medikament, Suchtgefahr, kognitive Beeinträchtigung). Mußte und muß ich jedoch vereinzelt während der Einnahme von "Solvex" und "Elondril", jeweils in Verbindung mit "Vigil", nehmen, auch bei der erhöhten Dosis.

Fazit: eine hilflos anmutende Medikamentation durch ständiges Ausprobieren, was Wirkstoff und Dosierung betrifft, angepasst/variiert zudem an wechselnde Lebenssituationen. Die beste Wirkung wird mit einem Lifestyle-Medikament zur Raucherentwöhnung erreicht. Da muß noch viel geforscht werden.



Wissen: "Baustelle Kopf" (SZ vom 03.05.2007) (akt. 22.02.2008)

Hanno Charisius schrieb in der Süddeutschen Zeitung, 03.05.07, Wissen, S. 20 unter dem Titel "Baustelle Kopf - Fortschritte in der Hirnforschung ermöglichen inzwischen Eingriffe direkt in unsere Denk- und Steuerzentren - und wir stehen erst am Anfang einer umwälzenden Entwicklung. Europäische Forscher fordern nun Zurückhaltung" (gekürzt):

"Bilder und Gefühle entstehen in einem Chaos aus chemischen Botenstoffen und elektrischen Impulsen, genau wie Wahrnehmungen, Erinnerungen und Ideen. Gleichzeitig ist das Gehirn für die Koordination von Bewegungen zuständig.
In dieses Treiben greift der Mensch inzwischen ein: Fortschritte in der Hirnforschung ermöglichen Interventionen direkt ins Denk- und Steuerzentrum. Gedächtnistuning mit Medikamenten, psychopharmakologische Therapien für Demenzkranke und Psychiatrie- Patienten, Nerventransplantation, Neuroprothetik und elektrische Schrittmacher markieren wahrscheinlich erst den Anfang einer umwälzenden Entwicklung.
Sogar für Experten ist es schwierig geworden, im Strom der Nachrichten zwischen real verfügbaren Anwendungen und Zukunftsvisionen zu unterscheiden: Gelähmte steuern künstliche Gliedmaßen mit der Kraft ihrer Gedanken. Menschen mit Depressionen regulieren ihre Stimmung mittels im Gehirn implantierter Elektroden. Parkinsonpatienten bekommen Nervenzellen abgetriebener Föten in das Gehirn gespritzt. Studenten bereiten sich mit Büchern und Gedächtnispillen auf Prüfungen vor.
Eine ... Studie der Europäischen Akademie zur Erforschung und Beurteilung von Folgen wissenschaftlich-technischer Entwicklungen versucht, in dieser verwirrenden Gemengelage eine Orientierungshilfe bieten ..., zeigt die derzeitigen Möglichkeiten und Entwicklungsperspektiven der Neurotechnologie auf und analysiert "die wichtigsten Bedenken gegen diese Interventionen aus philosophischer und juristischer Perspektive"...
Eingriffe ins Gehirn sind nach Auffassung der Experten je nach Absicht grundsätzlich unterschiedlich zu bewerten: Therapeutische Anwendungen sind demnach eher zu befürworten als Anwendungen, die "auf die Verbesserung der psychischen Funktionen von Gesunden abzielen".
Ein solches "Enhancement" ist nach Ansicht der Autoren allerdings nicht in jedem Fall verwerflich, sondern nur dann, wenn es schädliche Nebenwirkungen gibt oder ein gesellschaftliches Ungleichgewicht droht, weil nicht jeder Mensch sich Leistungssteigerer für das Gehirn leisten kann - oder will. "Sollten deutliche Anzeichen für eine solche Entwicklung erkennbar werden, scheint eine staatliche Intervention zum Schutz der Bürger geboten, die ein Enhancement ablehnen", schreiben die sieben Studienautoren.
Ansonsten stehe es jedem Menschen frei, seine geistigen Fähigkeiten durch geeignete Techniken, auf eigenes Risiko und auf eigene Kosten zu verbessern. Das Gesundheitssystem dürfe dadurch jedoch nicht belastet werden".

Es folgen Ausführungen zur gesellschaftlichen Veränderung durch die Neurotechnologie und das Erfordernis einer speziellen "Neuro-Ethik"; Link zum Volltext.

(Copyright: Süddeutsche Zeitung)

Wissen: Mozart ohne (Neben-)Effekt (SZ vom 11.04.2007) (akt. 22.02.2008)

Schade für die jungen Mütter, die schwanger direkt von Madonna auf Mozart umsteigen: den sog. "Mozart-Effekt" - Höre Klassik und Du - und Dein Ungeborenes - werden schlauer - gibt es nicht. Gelesen in der Süddeutschen Zeitung vom 11.04.2007, S. 18.

Demnach gibt es nur eine messbare neuronale Änderung in Form einer Vergrößerung der Gehirnregionen, die für die Feinmotorik zuständig sind. Und das natürlich nur beim aktivem Musizieren und nach vielen Jahren (Berufsmusiker).

Wegen der Wirkung der Stimmung auf die Leistungsfähigkeit war ich auf folgende Passage aufmerksam geworden: "Vielmehr würde jede Art von Musik, die Freude macht, genauso wie auch alle anderen angenehmen Reize die Stimmung heben und damit die Leistungsbereitschaft kurzfristig fördern."
Versuchte ich doch vor einigen Tagen meiner Freundin recht hilflos zu erklären, warum ich mich so schlecht konzentrieren kann, auch wenn ich nicht - wie meist - in einem dunklen Loch gefangen bin. Aber in Zukunft vielleicht beim Lernen leise Klassik im Hintergrund?

(Copyright Süddeutsche Zeitung)

Namensfindung (akt. 22.02.2008)

Bei der Suche nach einem einprägsamen Namen für diesen blog fiel mir ein Lied ein, welches, positiv ausgedrückt, den Wunsch nach Gesundung bzw. eine Voraussetzung davon recht poetisch ausdrückt: "Eisenherz" ist der Titel, von der 2002 erschienenen gleichnamigen CD der kuriosen Gruppe "Stahlhammer". Also ein starkes, geschütztes Herz.
Andererseits kann sich eine Depression auch wie ein Eisenherz "anfühlen"; Kälte, Angst, Beklommenheit, mechanische Gefühlslosigkeit (siehe auch: Definition).

Ein Textauszug:

"In der tiefsten Nacht
Und im Tal der Einsamkeit
Auf rechtem Weg
Geh' den Pfad, geh'
Nimm dein Herz und geh ins Licht.

Und es bebt in der Stille deiner Seele

Es schlägt bei Tag und Nacht in mir
Das Eisenherz
Kein Schmerz und edler Geist
Es schlägt bei Tag und Nacht in mir
Das Eisenherz
Ein Kelch voll Lebenskraft
Und Blut.

Zwischen Raum und Zeit
Und im Einklang deiner selbst
Auf rechtem Weg
Geh' den Pfad, geh'
Trag' die Last wie eine Zier."

Copyright: Stahlhammer